HUNDESCHULE


BLUTEGEL-PROJEKT
Blutegel . . .sind die nicht igitt igitt?
Ja, fast genauso klang meine erste Reaktion auf den Vorschlag eines Tierarztes, bei unserem Schweizer Sennenhund-Mädchen Carmen nach Ihrer OCD-Operation an beiden Ellenbogengelenken gegen Arthrose und postoperative Schmerzen die schleimigen Glibberwürmer einzusetzen.
Blutegel sind hinterlistig, schleimig, glibberig, eklig, puuuh und sowieso... und Carmen halt so niedlich und auch sowieso...
Hier der Vergleich:
Aber halt, Ahnung hab ich eigentlich garkeine davon.
Der Tierarzt schwärmte von den Egeln, als ob sie seine liebsten Haustiere seien. So erzählte er, dass sie äußerst nützlich und sensibel seien und schon seit dem Altertum am Menschen mit großer Heilwirkung eingesetzt werden würden.
Okay, wir sind interessiert!!
Ab sofort könnt auch Ihr das sein, da es ab sofort das
- Blutegelprojekt -
gibt und ich Euch immer wieder von unseren Erfahrungen berichten werde. Hier mal ein paar Bildchen der possierlichen Tiere, die mir immernoch einen kalten Schauder über den Rücken laufen lassen, aber wenn es hilft und niemandem (auch dem Egel) nicht schadet, warum nicht?!!

Spinnen die ????
Ähm, das könnte man meinen.
Aber in Wirklichkeit geht es uns um Carmen und um die Hoffnung, dass sie endlich nach ihrem ersten verkorksten Lebensjahr normal laufen kann, die Heilung der OP so schnell wie möglich voran geht und sie letztendlich Vorteile von dieser Behandlung hat.
Ansonsten sind wir nicht wirklich scharf auf glibberige, schleimige Hausgenossen, aber was tut man nicht alles.
Also, Carmi go go go ...
Wasserpflanzen nerven . . .Wir warteten also erstmal ein paar Tage mit unserem nach außen sehr schön gestalteten Becken auf die Egel und nach ca. 2 Tagen fiel uns auf, dass Wasserpflanzen destilliertes Wasser überhaupt nicht mögen. Zur Strafe ließ die Pflanze den Kopf hängen und das Wasser wurde trüb. Den Taucher interessierte das wenig, der stand nett mit seiner Schatztruhe im Trüben und guckte weiter blubberblasenlos in der Gegend herum.
Okay, kein destilliertes Wasser - also Glas leeren, neue Steine, Pflanze reinigen, gut zureden und Leitungswasser rein.
Taucher zum Kies, Pflanze einbuddeln, weiter auf Egel warten.
Was auch immer die Egel so lange auf ihrem Weg trieben... angekommen waren sie immernoch nicht und die Pflanze zickte weiter - auch das Leitungswasser gefiel der Pflanze nicht und sie dümpelte schon nach wenigen Stunden etwas lustlos mit hängenden Blättern im Wasser rum. Nun wollten wir natürlich keine Wasserpflanzen morden und versuchten erneut, die Haltungsbedingungen zu verbessern. Also wieder - Wasser raus, Kies raus, Taucher raus, Glaskübel reinigen, Kies rein, Taucher rein, Wasser rein und ein paar Mineralien zugesetzt - dann die Pflanze und warten.
Die Pflanze mag uns definitiv nicht.
Erst sah es recht gut aus und die Pflanze täuschte uns Fröhlichkeit vor, indem sie ihre obersten Blätter aufrecht aus dem sauberen, ständig gewechselten, gereinigten, mineralisierten und stark beobachteten Wasser reckte.
Von plötzlicher Lustlosigkeit geplagt, ließ sie jedoch diese schon bald wieder sinken, das Wasser wurde trüb und so langsam vermuteten wir Absicht dahinter...
Information zur Haltung von Blutegeln für den medizinischen Gebrauch
Minimalanforderungen für die Haltung beim Therapeuten:
Medizinische Blutegel sind aquatische lebende Tiere, die bis zur medizinischen Anwendung unter spezifische Bedingungen gehalten werden müssen.
Ein dicht verschließbares Gefäß mit 2 – 3 l Wasser (z.B. ein leeres Einweckglas) ist für 20 - 50 Egel ausreichend.
Temperatur: 15 Grad C sind optimal, Zimmertemperatur ist aber auch möglich.
Licht: abgedunkelt ist optimal, normaler Tagesverlauf ist aber auch möglich.
Unnötige Wasserbewegungen und sonstige Störungen möglichst vermeiden.
Wasserchemie: kein Chlor, Carbonathärte unter 12 dHg, PH < 7, Ammonium < 0,5 mg/l, Nitrat < 25 mg/l, Nitrit < 0,4 mg/l, O2 5-8 mg/l
Im Sommer sind sie wegen der Fortpflanzungszeit besonders anfällig für äußere Stressfaktoren. Mit ihren ausgeprägten Sinnessystemen können sie Lichtveränderungen, ungenügende chemische
Beschaffenheit des Wassers, Temperatur etc. gut wahrnehmen.
Zu starker Stress (sogarz.B. Gewitter) kann zu einer Vitalitätsabnahme oder zum Tod führen.
Um diese Problematik zu umgehen, können Sie deionisiertes oder destilliertes Wasser verwenden,
müssen dann aber Mineralien zugeben. Am einfachsten gibt man ca. 0,3- 0,5 g Meersalz
(Aquarienhandel) pro Liter zum demineralisierten Wasser.
Ein vorsichtiger Wasserwechsel ist zur Reduktion der Keimzahl (vor allem von Aeromonas sp.)
mindestens alle 2 Tage geboten; für eine längerfristige Vorhaltung genügt ein Wasserwechsel pro Woche. In der Woche vor dem Gebrauch sollten Sie das Wasser jeden Tag wechseln.
Das Gefäß muss regelmäßig desinfiziert werden. Bei der Verwendung von Desinfektionsmitteln bitte beachten, dass schon minimale Rückstände für die Egel tödlich sein können.
Einige scharfkantige Steine zum Abstreifen der Häute sind empfehlenswert.
Bei Ankunft und vor dem Einsatz müssen die Egel in einem sanften Wasserstrahl gereinigt werden. Unmittelbar vor dem Einsatz brauchen die Tiere einige Stunden Ruhe. Extreme Schwankungen z.B. der Temperatur des Wassers beim Wechsel vermeiden.
Haltungsgefäß gut abdichten (Leinen + Gummiumwicklung) – Fluchtgefahr!!
BLUTEGEL SIND LEBEWESEN UND SEHR EMPFINDLICH FÜR UNGENÜGENDE BEDINGUNGEN.
Quelle:Biebertaler Blutegelzucht GmbH
Huuuuuuuuuuh.
Oh je, um ehrlich zu sein war ich mir beim ersten Anblick der Viecher nicht mehr sicher, ob ich dazu in der Lage wäre.
Einfach nur ein Riesengänsehautfaktor..
Dirk hat da allerdings direkt mal den Finger ins Egelglas gehalten
und einen angeschubst. Nun ja, da sind wir halt alle verschieden.
Wenigstens ist somit geklärt, wer die Dinger ansetzt :-)
Aber, dann hat Sven meinen schlimmsten Alptraum wahr werden lassen.
Gerade in den paar Minuten, die ich im Keller nach einem neuen Glas gesucht habe, ist der kleine Drecksack von Neugier getrieben zu den Egeln gestiegen und hat sie umgeschmissen. Da der Deckel noch nicht befestigt war, erwartete mich dann beim nach oben kommen eine schreckliche Überraschung. Drei der Egel krochen in der Küche rum, die anderen hingen glücklicherweise noch in ihrem Glas. Und Sven, der konnte sich kaum von den Viechern trennen. Als ich sie mit viel Mut und Überwindung dann alle wieder eingesammelt hatte, wollte er doch grade schon wieder dran.
Sven bekommt mächtig geschimpft und macht sich nix draus...
Gestern Mittag war es dann soweit.
Ein Egel musste an Carmen versuchsweise ran. Also haben wir Reagenzröhrchen in der Apotheke gekauft, einen Egel aus dem Wasser gefischt und los sollte es gehen.
Von wegen - das Reagenzglas haben wir mit der Öffnung nach unten auf die gewünschte Stelle an Carmen's Vorderlauf gedrückt und den Eicke (so heisst der Egel nun) drauf plumpsen lassen.
Total erschrocken von Carmens stoppeligem Fell hat der sich aber direkt wieder nach oben ins Reagenzglas verkrümelt... okay, wieder runterschütteln, der soll saugen. Nix zu machen, er wollte nicht.
Nun gut, in manchen Foren steht: an der Haut reiben, dann beissen die... Nix. Dann steht da: das Fell rasieren...
Nix. Eike fand es langsam nicht mehr lustig, Carmen von Anfang an nicht. Das Glibberding im Glas übte große Faszination auf sie aus...
So, da wir uns sonst nicht mehr zu helfen wußten und vor dem -Egel sonst "Blut-" steht, mußte ein Pieks ins eigene Bein helfen, da wir Carmi nicht noch in die entzündeten Gelenke stechen wollten. Also - Nadel in den eigenen Oberschenkel gestochen (leider hatte ich, als größte Nicht-Hausfrau aller Zeiten nur eine Stopfnadel zur Hand, da diese aus unserem letzten Urlaub aus dem Hotelkit stammte. Aua, aua...). Egal, ein Tröpfchen Blut auf Carmis Ellenbogen und schon war Eike interessiert.
Langsam hat er sich dem Tropfen genähert, plötzlich störten keine Haare mehr, auch die Stoppeln wurden ignoriert und er begann, sich fest zu saugen. Leider hatten wir, einschließlich Eike, die Rechnung ohne Carmen gemacht. Carmen schnappte sich den mittlerweile festgesaugten Eike und zog ihn erstmal lang. Natürlich wurde dies von uns direkt unterbunden, Eike kam mit einem Schock davon und saugte dann unter einem Küchentuch abgeschirmt von Carmen unbehelligt weiter.
Die war mehr als angenervt, kam aber nicht mehr an Eike ran. Der wurde praller und praller, uns, die wir Carmen längere Zeit festhalten mußten und den Kuhdung-Gestank ertragen mußten (in dem sie sich auf dem Spaziergang vorher wohl gewälzt hatte) wurde schlecht und Carmen fand's doof, still zu liegen.
Außerdem schien Eike sich etwas für das Langziehen zu rächen, da Carmen des öfteren anscheinend ein leichtes Ziehen zu verspüren schien. Egal, Eike ließ nicht locker, Carmen gab auf und nach quälenden (gestankmäßig gemeint) 45 Minuten ließ Eike sich voll gefressen neben Carmen fallen und war zufrieden.
Also schnell den Eike retten, zurück ins mittlerweile neu gestaltete Becken und Carmens "Wunde" versorgen.
Die Strapazen der Anreise, das Umsetzen in ein neues Becken und das ganze Drumherum waren wohl zuviel für die beiden.
Gestern lagen sie reglos im Becken. Hat uns wirklich leid getan für die Tierchen. Den anderen scheint es noch recht gut zu gehen. Wir bemühen uns sehr, ständig das Wasser aufzufrischen, haben nun auch 2 Natursteine besorgt, dass sie sich die Häutchen abstreifen können und das Wasser ist reinstes Mineralwasser.
Dazu noch ein Moskitonetz über das große Glas, die Natursteine gewaschen und so platziert, dass sie auch aus dem Wasser können (was sie gerne mal tun) und das Beste gehofft.
Wir werden berichten - und noch was - das Unmögliche wird möglich:
wie beginnen, die Dinger zu mögen.
Ich kann nicht behaupten, dass ich mir einen Egel als weiteres Haustier gewünscht hätte, aber so ekelhaft sind die Teile nun nicht mehr...
Sie hängen die meiste Zeit lässig ab, wackeln an den Steinen rum, um sich die Häutchen regelmässig abzustreifen, sind neugierig und ansonsten absolut unauffällig.
Also - Egel kommt nicht mehr von eklig!
Die Wunde wird versorgt. . .
Wer sich jetzt vorstellt, dass man auf den Ministich, der im übrigen genau aussieht wie ein eingestanzter Mercedes-Stern, ein Pflaster klebt und fertig, der hat weit gefehlt.
Durch die injizierten Substanzen blutet die Wunde, so klein wie sie ist, noch lange nach. Erstmal sollte man sie 20 Minuten ausbluten lassen und dann verbinden.
Gut, Verbandskasten geschnappt, Carmen geschnappt, und losgelegt.
Erstmal desinfizieren, da der Kuhdung ja auch noch eine Rolle spielte ;-) und dann eine Kompresse auflegen. Diese mit Verband abbinden und mit Leucotape abkleben.
Sah schön sauber aus, sah richtig aus, fertig.
Carmen hat's nicht gefallen und so hat sie kurzerhand den ersten Verband entfernt. Okay, nochmal, desinfizieren, Kompresse auflegen, Verband drum, Leucotape drauf, Carmen verwarnen und kurz warten. Sah wieder gut aus, sauber verbunden und absolut dicht. Auch der Verband war nicht Carmen's Sache. Wieder hat sie ihn schnellstmöglich entfernt, doch als sie ihn naturnah in sich selber recyclen wollte, konnten wir sie bremsen.
So, nochmal, Carmen schnappen, Desinfektion, Kompresse, Verband, Leucotape und rosa Pussy-Deluxe-Pulli anziehen, damit sie nicht dran kommt.So weit, so gut. Jetzt schnell uns selber ordentlich reinigen und zusehen, wie man den Kuhdung-Geruch los wird. In der Zwischenzeit hatte Carmen dann auch in Ermangelung einer Möglichkeit den Verband zu entfernen rausgefunden, dass es die Besitzer unheimlich annervt, wenn dann auch der rosa Pussy-Deluxe-Pussy beschleckt und bearbeitet wird.
Ermüdet schlief sie nach dem 4. Verband und einem neuen Pulli ein. Ebenso Eike, der sich ordentlich voll gefressen hatte -
nur eben ohne Pussy-Deluxe-Pulli. Wir putzten noch ein bisserl und hofften, dass so eine Prozedur nicht allzu oft von Nöten sei.
Oh je, Eduard ist krank...
dabei durfte er sich doch so vollsaugen an Klein-Carmi!
Nun isses passiert. Morgens kommen wir nach unten in die Küche und das ganze Becken ist blutrot gefärbt. Mein erster Gedanke: die Hungrigen haben einen der vollgefressenen Egel angesaugt und alle gemacht.
Also schnell nachschauen, was sich in diesem blutroten Tümpel verbirgt.
Vorsichtig Steine entfernen, die Wasserpflanze hat jetzt ihre letzte Chance vertan und bekommt, da sie viele Blätter gelassen hat, eine feierliche Bestattung in einem silbergrauen Sarg - unserer Mülltonne.
Egelchen mit dem Blutwasser durch ein Sieb schicken und nachzählen.
Alle noch da, keiner gefressen. Aber was ist das? Einer der Egel, nämlich Eduard (davon gehen wir mal aus, da nur noch ein Egel vollgefressen war) sah aus wie eine Ziehharmonika - total schrumpelig und bucklig, nicht mehr glatt und geschmeidig.
Nun gut, Elseline, die Dicke und Eicke, werden schnell von den Hungrigen separiert und bekommen mit dem kranken Eduard ein eigenes Becken.
Jetzt erstmal Ursachenforschung. Die schlanken Egelis wieder in ein frisch gesäubertes Mineralwasser eingesetzt, Mineralsteine dabei und es kehrt wieder Ruhe ein in Egelhausen.
Elseline gehts prima, die ist satt und voll, ziemlich träge und verkrümelt sich unter einen Stein zum Verdauungsschlaf. Aber Eduard macht Sorgen.
Gekrümmt und langsam saugt er sich am Rand seines neuen Beckens fest und versucht immer wieder, Blut rauszuwürgen. Das ist eklig und so wird auch Elseline separiert. Nun haben wir drei Becken:
- eins mit hungrigen, schlanken Egeln
- eins für die dicke Elseline und Eicke
- ein Lazarett für Eduard
Jetzt schnell mal googeln, was mit Eduard sein könnte. Hatte Carmi vor ihrem ersten Egelbiß vielleicht heimlich Drogen genommen und Eduard ist schlecht geworden?
Allerdings müßte dann auch Elseline kotzen (sorry, aber so isses) was das Zeug hält, die war bei der Session dabei. Außerdem ist Carmi, bis auf die Schmerzmittel medikamentfrei und noch minderjährig, also kommt auch Alkohol nicht in Frage.
Dann, nach langem Suchen finde ich die traurige Wahrheit:
dadurch, dass bei unserer Behandlung die Egel die Möglichkeit hatten, sich sorglos vollzufressen, viel Ruhe, Carmen wurde festgehalten und keine Gefahr da war, abgeschüttelt oder ähnliches (wie es in der Natur der Fall wäre) zu werden, hat Eduard sich schlicht und einfach so überfressen. Blutegel haben keine Verdauungsenzyme und können das gesaugte Blut über lange Zeit durch ihren heilenden Wirkstoff Saliva flüssig halten. Nun war durch das Powersaugen nicht mehr genügend Saliva da, dass Eduard seinen Mageninhalt flüssig halten konnte und es haben sich Blutgerinnsel gebildet.
Daher versucht er seit diesem Zeitpunkt ständig, Blut zu brechen, aber anscheinend nützt es ihm nicht viel. Im Internet steht, dass die Egel meist daran zu Grunde gehen, aber wir hoffen, dass Eduard, nachdem er Carmen so tolle Dienste geleistet hat und nicht von ihr gefressen oder langgezogen wurde, dieses Schicksal erspart bleibt. Also haben wir mal ein wenig Salz in Eduards Wasser geschüttet, das soll Egel bei der Verdauung helfen. Nun ja, was lernt man nicht alles!
So, also kotzt er, und kotzt, und ... wir werden weiter berichten und hoffen natürlich, dass er es schafft!
Leider hat der kranke Eduard es nicht geschafft. Er ist immer mehr verkümmert. Nach Rücksprache mit dem größten deutschen Egelzüchter www.blutegel.de hat sich bestätigt, was ich mir schon vorher angelesen hatte.
Eduard hat in kürzester Zeit soviel Blut von Carmen aufgesaugt, (und alleine das ist für Egel schon eine Extremleistung, da sie nur sehr selten eine Mahlzeit nehmen, manchmal bis zu 2 Jahre nicht), dass in seinem Körper der gerinnungshemmende Stoff, die Saliva, nicht mehr für ihn selbst ausgereicht hat. So hat das aufgenommene Blut Gerinnsel gebildet, daher ist er so schrumpelig und hügelig geworden. Er sah, wie ihr im Video unschwer erkennen können, nur noch aus wie eine kleine, dünne Ziehharmonika oder im besten Fall eine Perlenkette. Zwar hat er die ganze Zeit versucht, das Blut zu erbrechen, jedoch ist er dabei immer schwächer geworden.
Diplom-Biologe Michael Aurich von der Biebertaler Blutegelzucht hat uns über diese Vorfälle informiert. Er meinte, dass die Egel dann in den allermeisten Fällen sterben.
Eduard hat sich lange, lange tapfer an seinem Beckenrand festgehalten. Er hat ständig versucht, immer kleinere Blutmengen rauszuwürgen und so kam es, dass er stundenlang nur noch schwach und bewegungslos auf dem Boden seines Beckens lag. Leben war kaum noch in ihm.
Irgendwann konnten wir dann nicht mehr zusehen, da Eduard nicht mehr zu retten war. Sein einer Saugnapf war schon kraftlos entspannt und mit Festhalten war nix mehr. So haben wir uns ein Herz gefaßt und haben Eduard, so hart wie es klingt, eingefroren. Mit seinem gesamten kleinen Becken haben wir ihn in die Kühltruhe gestellt, da Egel oft im Schlamm, wenn sie nicht tief genug eingegraben sind, einfach erfrieren und Herr Aurich meinte, das wäre die schmerzfreieste und natürlichste Methode sein Leiden endlich zu beenden.
So, gesagt, getan, Eduard ist tot... armes Egelchen
Eicke und Co. sind mittlerweile dick und rund!
Es wird Zeit, die Jungs und Mädels nun in ihr neues Zuhause zu bringen, da sie nun Schlamm zum Eingraben, Ruhe und kühle Dunkelheit benötigen. Sie hängen den ganzen Tag nur noch ab, chillen was das Zeug hält und versuchen, in die hinterste Ritze der Mineralsteine zu kriechen. Da das Projekt Egel aber noch nicht beeindet ist für Carmi, haben wir kurzerhand neue bestellt.
Die Ankunft der jungen Wilden
Schlimmer hätte es nicht laufen können. Das Zehnerteam, diesmal mit den klangvollen Namen (da die meisten Egel aus der Türkei importiert werden) Achmed, Aisha, Mustafa, Merve, Özgül, Ümet, Abdullah, Hassan, Mehmet und Menowin kommt an und ist so ganz anders als unser E-Wurf. Zwar waren Eicke, Elseline und Co. auch quirlig, jedoch nicht in einem solchen Maße. Die türkischen Neuankömmlinge sind nur darauf bedacht, die Biege zu machen und stressen ohne Ende.
Carmen macht Gefangene
Drei der Brigade schaffen das Unmögliche... sie brechen unbemerkt aus. In der Überzeug, alle Egel wären nach über einer halben Stunde Auspacken, Vorbereitung, Einsetzen gut und sicher verpackt, haben wir uns ins zweite Stockwerk unseres Hauses begeben. Plötzlich Gebell und Gerangel bei den Hunden. Carmen knurrt, als würde sie etwas verteidigen... im Nachhinein ist klar, dass sie sich einen Egel unter den Nagel gerissen hatte und Alain und Sven nix abhaben sollten.
Als wir die Treppe runter kommen ist nur noch ersichtlich, dass Carmen ihr Opfer vor sich liegen hatte und bei unserem Anblick sofort mit ihm im Gepäck ins Hundezimmer floh. Nix wie hinterher... Wie durch ein Wunder ist Hassan nichts passiert und außer ein wenig langgezogen wirkend, ist er recht agil und wird wieder ins Becken verpackt. Bei genauerem Nachzählen wird klar - 2 fehlen. Carmen schaut unschuldig und da Hassan anscheinend nicht schmeckte, bestanden noch geringe Überlebenschancen, da Alain eigentlich eher Ekel an den Tag legte und Sven seine Opfer direkt zertreten hätte... Nix fressen!
Nach etwas Suchen wurde Menowin in einer Fliesenfuge gesichtet, Achmed jedoch erst nach längerer Zeit ebenfalls im Körbchen von Carmen befreit. Ihr Egelvorratslager wurde aufgelöst, die Ausbrecher gewaschen und wieder zurück gesteckt. Alle hatten den Streß recht gut verwunden, Carmen war muffig wegen der folgenden Schimpfe!
Kurzerhand wurden die drei Ausbrecher nach einer kurzen Beruhigungsphase an 3 rasierte Punkte an Carmens Beinchen angesetzt, so dass sie sich rächen konnten für das ungewollte Kidnapping ins Hundezimmer.
Glücklicherweise haben alle drei gebissen, Menowin platzt fast aus allen Nähten und obwohl wir seit dem Eduard-Erlebnis ständig das bequeme und ruhig Saugen unterbrechen, die Egel anstupsen und ein wenig stressen, sind alle drei wohlgenährt in ihr Becken geplumpst. Selbst Carmens giftige Blicke hielten sie nicht ab und so war bald wieder Ruhe im Glas der Vollgefressenen - nun durch Sichel und Halbmond bereichert.
Es ist vollbracht...
Heute sind alle satt gefressenen Egelchen komplett in ein herrliches neues Zuhause umgezogen. Das Gesetz sieht die Tötung der nützlichen Tierchen vor, jedoch wäre sowas niemals für uns in Frage gekommen. Also sind Eicke und Co. kurzerhand irgendwo hin umgezogen, wo sie ein ungestörtes, artgerechtes und entspanntes Leben führen können. Sie stören niemanden und können ihr (manchmal bis zu 30 Jahre dauerndes) Leben genießen. Nahrung wird es dort über die Jahre in Hülle und Fülle geben, das Wasser ist klar, die Lage traumhaft und alles sonst stimmt auch.
Aufgeregt und völlig erfreut über die neue Freiheit (das große Aquariumglas ist nun doch ein wenig zu klein für die vollgefressenen Eumel geworden) sind sie dann auch fröhlich zappelnd in die Tiefe entschwunden.